Theo Glinz, Holzschnitte - Radierungen, 19??

Theo Glinz (1890-1962),
Holzschnitt auf Japanpapier (50-87), Blattmasse 26.5 x 41 cm

Herbst 2022

Theo Glinz blickt uns von unten herauf ernst an. Die Strenge wird insbesondere durch die Gestaltung der Augenpartie erzeugt. Dort verlaufen mehrere Detaillinien schräg zum Nasenbein hinunter, wodurch die Partie links und rechts des Beins zentriert und dunkler ist. Der Kopf ist gesenkt, der Blick nach oben gerichtet. Diese Perspektive lässt zwischen den offenen Augenliedern und den Augenbrauen kaum Platz. Der zentrale Nasenrücken selbst ist hingegen kontrastreich hell gehalten. Die zur hohen Stirn verlaufenden hochgezogenen Augenwinkel, die weissen Pupillen und angehobenen Augenbrauen erzeugen eine an uns gerichtete, aufschlagende Dynamik, die durchdringt. Die Stirnfalten, das nach hinten gekämmte Haar, der kantige Kiefer und der leicht zusammengepresste Mund mit angehobenen Winkeln unterstreichen die Strenge und Durchdringlichkeit des Blicks.


Das Selbstportrait ist prominent umrahmt und beschriftet – fast wie ein Werbeplakat. Wofür die Buchstaben « O P I » unten im Schriftrahmen stehen, ist nicht bekannt. Das Blatt ist nicht datiert. Das Selbstbildnis zeigt einen gestandenen, aber noch jungen Mann. Daher wird vermutet, dass es aus der ersten Lebenshälfte stammt.

Das Blatt aus dem Urkonvolut der Sammlung wurde ungerahmt in einer Mappe (wieder)entdeckt. Karin Gerig sah es zum Zeitpunkt der Übernahme der Sammlung zum ersten Mal und schloss es sofort ins Herz. Wegen Stockflecken, Wasserränder, Knicke, Falzungen und Quetschfalten auf dem Papier wurde die Holzschnitt-Grafik im März 2020 in der Atelier Strebel AG von erfahrenen Buch-, Papier- und Graphikrestauratoren restauriert. Der handgefertigte Rahmen mit entspiegeltem Museumsglas von der Arnold Rahmenmanufaktur schützt seither das dünne Japanpapier.

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